Küchenmagazin 2022

13 K Ü C H E N M A G A Z I N 2 0 2 2 / / K O C H E N & G E N I E S S E N Welche Ausrichtung haben Sie dabei? Ich möchte Entertainment machen, das trotzdem Relevanz hat, das heißt zumindest einen Gedanken vermittelt, der andere Menschen bereichert, überwältigt oder verändert. Thematisch ist alles denkbar, was in meiner Genera- tion und unserer Gesellschaft eine Rolle spielt – von Toleranz über Ras- sismus bis Homophobie. Bei Ihrer Talkshow „Zart am Limit“ für ZDFneo sprechen Sie mit mehreren Gästen über ein zentrales Thema. In Ihrem Podimo-Podcast „Künstliche Intelligenz“ mit Sophia Thomalla reden Sie meist über mehrere. Welche sind das? Mit Sophia, die ich bei einer meiner Talkshows kennengelernt habe und die ich auf Anhieb mochte, rede ich über aktuelle Schlagzeilen, um die es gerade in den Medien geht – und darüber, was es heutzutage bedeutet, eine Frau zu sein. Dabei sind wir nicht immer der gleichen Auffassung und biegen – wie in einer normalen, echten Unterhaltung – auch mal irgendwo ab. Außerdem haben Sie noch ein weiteres Standbein: das Schreiben. Was be- deutet es Ihnen, an Texten zu feilen? Mir macht es unglaublich Spaß, tolle Bücher zu lesen. Und ich schreibe selbst sehr, sehr gerne – am liebsten nachts. Meine Romane haben noch mal eine ganz andere Tiefe als meine Kolumnen, weil es auch um die Psy- chologie der Figuren, deren Beziehungen und Widersprüchlichkeiten geht. Mein Ziel ist es, das Wahrhaftige zu erzählen, nicht das Geschönte. Für das gibt es schon genug Filter auf Instagram und TikTok. Einerseits das Locker-Unterhaltsame in Ihrer Talkshow und dem Podcast, andererseits anspruchsvollere Bücher: Wie fühlen Sie sich mit diesem Spagat? Warum geht immer nur das eine oder andere? Ich möchte mich nicht fest- legen. Jeder Mensch sollte die verschiedenen Facetten und Versionen von sich ausleben dürfen. Mein Vater hat immer versucht, beides zu vereinen. Er war Leiter des Kulturressorts beim „Spiegel“ und Theaterkritiker bei der „Zeit“, LAURA KARASEK • ist die Tochter des bekannten Pu- blizisten Prof. Dr. Hellmuth Kara- sek, der 2015 starb. Ihre Mutter ist die Hamburger Kulturredakteurin Dr. Armgard Seegers. • studierte Jura und arbeitete dann sechs Jahre als Anwältin in einer Frankfurter Wirtschaftskanzlei. • veröffentlichte 2012 ihren ersten Roman „Verspielte Jahre“, 2019 folgten ihr zweiter „Drei Wünsche“ und eine Auswahl ihrer Kolumnen unter dem Titel „Ja, die sind echt“ (beide Eichborn Verlag). • bekam 2019 mit „Zart am Limit“ auf ZDFneo ihre eigene Talkshow, seit Juli 2021 hostet sie mit Sophia Thomalla den Podimo-Podcast „Künstliche Intelligenz“, seit September 2021 probiert sie als Teil von „Die Job-Touristen“ für Pro7 Berufe wie Feuerwehrfrau, Polizistin oder das Hotelfach aus. hatte aber immer auch Freude an Entertainment und erzählte wahnsinnig gerne Witze. Das Leben ist so vielseitig. Ich finde es wichtig, seine ganze Bandbreite wahrzunehmen. Es ist doch gut, wenn sich alles vermischt und es keine Ausgrenzung gibt. Also hat die Neugier Ihres Vaters auf Sie abgefärbt? Ja und auch die meiner Mutter, die ebenfalls Theater- und Literaturkri- tikerin ist. Bei uns zu Hause wurde wahnsinnig viel de- battiert. Als Kind habe ich immer gedacht: Wie schön, dass meine Eltern so spannende Berufe haben. Das ist auch ein Grund, warum ich später selbst in diese Richung gegangen bin. Können Sie sich vorstellen, noch ganz andere Bereiche auszutesten? Ich fühle mich gerade sehr wohl, schließe aber nicht aus, dass ich zum Beispiel irgendwann singe. Ich liebe meine Auftritte und den Adrenalinkick dabei. Wer im Rampenlicht steht, hat immer auch die Sehnsucht, mit seinen Botschaften eine gewisse Brei- tenwirkung zu haben. Ich kann mir aber auch vorstellen, ein Frauennetzwerk zu gründen oder karitative Arbeit wie Mentorinnen-Programme für Mädchen zu fördern. Vor einiger Zeit habe ich gemeinsam mit anderen Unterstützerinnen in das Berliner Start-up Nevernot investiert. Wenn sich Dinge nicht vorwärts bewegen oder ich das Gefühl habe, etwas schon hundertmal gesehen zu haben, wird mir fad. Können Sie mit Ritualen wie festen Mahlzeiten etwas anfangen? Ich bin nicht der Typ, bei dem um 13 Uhr etwas auf dem Tisch stehen oder bei den Kindern abends um acht das Licht aus sein muss. Des- wegen ist bei uns jeder Tag anders. Gegessen wird, wenn wir Hunger haben. Der Vorteil meines abwechslungsreichen Berufs ist die unglaub- liche Freiheit, mir die Tage meist selbst einzuteilen. Interview: A. Schmelter-Kaiser << Fotos: ZDF / Stef fen Matthes, Gaby Gerster, PR

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